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Passen Projekte zu einer Führung mit Infinite Mindset?

Um was geht es?

Führung verlangt Visionen und Zweck, und einen Indefinite Mindset. Das ist eigentlich das Gegenteil eines Projektes, welches per Definition einen vordefinierten Start- und Endpunkt hat. Wie passt das zusammen?

Von Peter Roth, 15. Juni 2022

Infinite Mindset als Schlüsselwert für Führung

Simon Sinek, bekannter Autor und Unternehmensberater, propagiert für moderne Leadership den Infinite Mindset (unendliche, unbegrenzte Denkweise / geistige Haltung). Im Gegensatz zu einem kurzfristigen Ansatz wie Quartalsergebnisse, Jahresziele, etc. soll mit diesen Werten nachhaltig und langfristig eine Vision und einen Zweck (Purpose) verfolgt werden.

Doch was bedeutet diese Leadership-Haltung für Projekte? Ein Projekt hat per Definition einen Start und ein Ende, ist einzigartig und somit beschränkt (finite). Heisst das, dass Projekte gar keinen Platz mehr in einem Infinite Mindset haben?

Als Projektleiter mache mir sehr viele Gedanken über die optimale Leitung / Führung (Leadership) in Projekten und möchte hier meine persönliche Interpretation aufzeigen. Grundsätzlich folgt auch die Projektleitung den allgemeinen, aktuellen Führungsprinzipien. Das beinhaltet den Führungsprozess, Führungskompetenzen und Führungsbewusstsein und ist zum Beispiel sehr ausführlich im Buch ‘Mastering Leadership’ von Robert J. Anderson und William A. Adams beschrieben. Hinzu kommt die Spezialisierung für Projekte. Das Ganze wird verpackt und integriert in eine Projektmethode, z.B. nach PMI PMBOK-Guide oder IPMA.

Obwohl Projekte per Definition befristet sind, haben sie aus meiner Sicht erst recht eine Berechtigung in einem Führungsumfeld mit Infinite Mindset. Genauso wie Quartalszahlen, Ziele, und andere befristete Aktivitäten und Handlungen. Ein Infinite Mindset schliesst diese nicht aus, sondern im Gegenteil, sie sind Hilfsmittel auf dem Weg zur Erfüllung der Vision (welche möglicherweise nie vollständig erreicht wird) und unterstützen diese massgeblich. Somit sollte auch ein Projekt als befristetes Unterfangen ein Teil dieses Infinite Mindsets sein und diesen unterstützen. Denn normalerweise ist ein Projekt ein mächtiger Schritt, um etwas zu verändern, zu verrichten oder zu entwickeln. Damit ist die Sache jedoch nicht fertig, sondern mit der Projekteinführung häufig der Anfang von etwas Neuem.

Was bedeutet das konkret für einen Projektleiter, eine Projektleiterin?

Aus meiner Sicht muss der/die ProjektleiterIn den Spagat meistern zwischen Infinite Mindset und befristeten Projektzielen. Sie müssen somit auf der einen Seite den erwünschten Nutzen durch das Projekt für die Organisation oder das Unternehmen in Fokus behalten. Daraus leitet sich auch der Zweck des Projektes ab, welcher dem Projekt den eigentlichen Sinn ergibt. Auf der anderen Seite müssen sie das Projekt operativ im Rahmen des Budgets, des Zeitplans und der qualitativen Anforderungen leiten, Risiken meistern und Ziele erreichen.

Folglich beinhaltet die Rolle des Projektleiters nicht nur die Leitung von Projekten (infinite), sondern auch das operative Management eines Projektes (finite). Auch deshalb unterscheiden wir in Projekten zwischen längerfristigem Projektnutzen und Outcome, und kurzfristigen Zielen und Lieferergebnissen. Es ist die Kombination aus unendlichen und endlichen Denkweisen, welche den Erfolg ausmachen, wobei die zweite die erste unterstützt. Das ist auch der Grund, warum ein Projekt nie einen Selbstzweck hat, sondern ich es immer als Dienstleistung für etwas Grösseres erachte.

Diese Kombination ist aber sehr anspruchsvoll, weshalb sie auch auf zwei Personen verteilt werden, den/die ProjektleiterIn und der/die ProjektmanagerIn. Auch hier unterstützt der/die ProjektmanagerIn den/die ProjektleiterIn. Diese Aufteilung in Projektleiter und Projektmanager habe ich schon mehrmals erlebt. Oft wurde für ein grösseres Kundenprojekt oder -programm ein interner Projektleiter nominiert und agierte als das ‘Projektgesicht’. und ich als externer Berater setzte in der Rolle des Projektmanagers das Projekt um. In einzelnen Fällen war die Übernahme des Projektleiters Teil eines Führungsentwicklungsprogrammes. Im Hintergrund durfte ich dabei den Projektleiter mit meiner grossen Erfahrung aktiv in der Projektführung beraten und unterstützen, damit aus dem Projektgesicht eine echte Führungsperson wurde. Für mich ist die Kombination aus einem Purpose-orientiertem, übergeordneten Infinite Mindset und der Umsetzung mit einem Finite Mindset in Projekten eine ideale, erfolgsversprechende Kombination!